Führungslos in die Auflösung?

Führungslos in die Auflösung?

Sandersdorf (bid) Wenige Monate vor seinem Jubiläum steht der FC Sandersdorf ohne Führung da. Bei der Jahresversammlung des größten Sportvereins der Gemeinde am Sonntag fand sich erst niemand für den Vorsitz. Als dann Barbara Endriß-Spragalla antrat, fehlte ihr die Mehrheit. Jetzt droht die Auflösung.



Sandersdorf: Führungslos in die Auflösung?

Arbeitseinsatz: Die Moral im Verein stimmt, wie der scheidende Vorsitzende Peter Schneider erfreut feststellte. Hier helfen die Fußballer beim Einbau der neuen Bewässerungsanlage. – Foto: bid
Am Sonntagnachmittag war beim FC Sandersdorf die Welt noch in Ordnung. Die Fußballer hatten mit dem 1:0-Sieg gegen die Mannschaft des ST Scheyern einen Riesensprung Richtung Klassenerhalt in der Kreisliga gemacht. Knapp zwei Stunden vor Mitternacht gab es dann lange Gesichter. Bei der Neuwahl gelang es nicht, jemanden für die Ämter des Vorsitzenden und des Vize-Vorsitzenden zu finden. Ganz unerwartet war das wohl nicht. Vereins-Boss Peter Schneider, seit zwölf Jahren Vorsitzender, hatte schon zuvor angekündigt, nicht wieder zu kandidieren. Dass die Suche nach einem Nachfolger bis zur Versammlung ohne Erfolg geblieben war, war ebenfalls bekannt.

Große Sorgen machte sich deshalb allerdings niemand. Mehrere Termine für eine Wahl sind bei Vereinen nicht ungewöhnlich. Dass einer Person, die sich dann doch zur Kandidatur durchringt, die nötige einfache Mehrheit versagt bleibt, ist allerdings mehr als ungewöhnlich.

Erst nach mehreren Versuchen und zahlreichen vorgeschlagenen Personen, die eine Kandidatur allerdings allesamt ablehnten, fand sich mit Bärbel Endriß-Spragalla eine potenzielle Vorsitzende. Als langjähriges Mitglied engagiert sie sich auf vielfältige Weise – auch sportlich in der Boccia-Abteilung. Als dann das Ergebnis der geheimen Wahl bekannt gegeben wurde, saß der Schock bei den Versammlungsteilnehmern tief. 22 Ja- und 26 Nein-Stimmen – „es reicht damit nicht zur einfachen Mehrheit“, so die Wahlleiterin Heidi Halbritter.

Auch Peter Schneider war die Enttäuschung anzusehen. „Ich hätte gerne geholfen und mich gefreut, wenn mal eine Frau Vorsitzende geworden wäre“, erklärte er. „Im Verein passt es, die Abteilungen florieren bestens. Ich hätte nicht geglaubt, dass jemand nicht gewählt wird, wenn er ja sagt“, meinte auch Marktrat Günther Seitz. Fußballabteilungsleiter Michael Weiß sprach sogar von der „größten Blamage“ in der Vereinsgeschichte.

„Wir brauchen einen Vorstand, der die Amtsgeschäfte weiterführen kann“, so der weitere Appell des scheidenden Chefs. Die erfolglose Wahl müsse nun dem Registergericht mitgeteilt werden. Anschließend hat der Verein laut Schneider vier Wochen für einen neuen Versuch. Ist auch dieser erfolglos, würde es bei der nächsten Versammlung um die Vereinsauflösung gehen.

Worte, die offenbar etwas bewirkten. Nachdem sich Kassierin Marianne Seitz dazu bereit erklärte, weiterzumachen, sprachen sich auch Vize-Kassier Albert Kuttenberger, die beiden Schriftführer Stephan Michel und Manfred Nordeweit für eine Fortsetzung ihrer Tätigkeit aus. Ein geschäftsfähiger Vorstand ist also vorhanden. In den Vereinsausschuss wurden Thomas Götz, Florian Halbritter, Claudia Köstler, Bruno Spragalla, Reinhard Hecker, Benjamin Kargl und Markus Hilger gewählt. Die Abteilungsleiter sind Kraft Amtes im erweiterten Vorstand. Kassenprüfer bleiben Alois Binder und Bernhard Pfeffer.

Bis zum erneuten Wahlversuch wird Schneider den Verein nun kommissarisch leiten. Von der Wahl eines Vize-Vorsitzenden nahmen die Versammlungsbesucher dann Abstand. Schneiders Stellvertreter Philipp Halbritter lehnte eine Wiederwahl vorerst ab. „Ich will vorher wissen, wer erster Vorsitzender wird“, forderte er.

Von Ingrid Binder

 

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